Beatrix Burkhardt

Stadträtin der Landeshauptstadt München, Bildungspolitische Sprecherin CSU, München

Viele unserer Schulbauten stammen aus dem Ende des 19. bzw. Beginn des 20. Jahrhunderts, viele Schulgebäude aus den 60iger Jahren. Schon hier treffen wunderbare historische Einzelgebäude mit unverwechselbarem Erscheinungsbild auf Betonbauten, die sich durch monotonen Einheitsstil ausweisen. Also eine Mischung aus Individualität und Massenphänomen, heute wie damals den steigenden Schülerzahlen geschuldet.

Um zumindest für den Neubau von weiterführenden Schulen und beruflichen Schulzentren die Individualität der Gebäude zu gewährleisten, hat der Stadtrat hier auf der Durchführung jeweils eines Architektenwettbewerbs bestanden, bei dem sehr umfangreichen Bau von Grundschulen allerdings soll auf das Ergebnis eines bereits stattgefundenen Wettbewerbs zur standardisierten Gestaltung von Grundschulen zurückgegriffen werden.

Für Kinder und Jugendliche ist die äußere Gestaltung allerdings nur zweitrangig. Natürlich wird der eine oder andere Entwurf als „cool“ bezeichnet, aber viel Interessanter ist die innere Ausgestaltung der Schulgebäude und das Angebot an Freiflächen .

Der heutige Schulalltag und das Lernverhalten haben sich den letzten Jahren deutlich verändert. Die Zeit, in der einfach nur das vorgeschriebene Raumprogramm mit den benötigten Klassenzimmerzahlen erfüllt werden musste, ist vorbei, ebenso wie der ausschließliche Frontalunterricht. Gruppenarbeit, fächerübergreifender Unterricht an unterschiedlichen Orten, Inklusion von Kindern mit verschiedenen Lerngeschwindigkeiten, gezielte Einzelförderung, vielfältige außerschulische Angebote und die zunehmende Nachfrage an Schulsozialarbeit bedürfen einer neuen und flexiblen Raumgestaltung. Aulen dienen nicht nur dem Schultheaterprogramm am Jahresende, sie werden für Schulkonferenzen oder andere schulische Angebote genutzt.

Das Programm der Lernhäuser ist sicherlich ein richtiger Weg in diese Richtung, wird aber noch in vielen Punkten aktualisiert werden müssen, denn auch hier besteht die Gefahr, dass sich die jeweiligen Lerncluster abschotten, und ein soziales Miteinander ist für einen Lernerfolg ebenso wichtig wie der vorgesehene Lernstoff. Rückzugsräume für Schüler und Schülerinnen ebenso für Lehrkräfte sind ebenso nötig wie Unterrichtsflächen, denn den ganzen Tag in der Schule zu sein, bedarf auch genug Raum, um sich sowohl regenerieren als auch lernen zu können. Dann wird Schule eben nicht nur als notwendiges Gebäude erlebt, sondern als der Raum, der individuelle Besonderheiten und Wünsche zulässt.