Benedict Esche

Baukünstler und Rompreisträger, München

Dieselbe Sprache sprechen. Wie es der Bauhaus-Gründer Walter Gropius 1919 forderte: „Wir müssen zum Handwerk zurück“ und es damit umfassend beschrieb. Der italienische Bauhistoriker Vittorio Magnago Lampugnani zielte mit seiner Schrift „Die Modernität des Dauerhaften. Essays zu Stadt, Architektur und Design“ auf eine ähnliche Rückbesinnung auf vorindustrielle Werte und Methoden. Wir brauchen uns. Auf Augenhöhe, immer wertschätzend und ohne Diskussionen und Hierachien, wer oder was nun zu erst käme und vermeintlich wichtiger sei. Architekten und Handwerker müssen heute mehr denn je zu einer gemeinsamen Sprache finden, gemeinsam Aufgaben und Lösungen finden und diese positiv gestalten. Dabei geht es auch um Verantwortungen in einem partizipativen Bauverständnis. Architekt und Handwerker gestalten in anderen Maßstäben. Lässt man sich darauf ein, entstehen wundervolle Potenziale. Eigene Impulse und neue Möglichkeiten.

Auf der Baustelle sind wir wie alle Architekten über alle Altersschichten hinweg im Vergleich zu den Jahrzehnten auf dem Bau geschulten Handwerkern keine Experten. Versteht und akzeptiert man das, fällt einem vieles leichter. Es geht vielmehr darum, eine gewisse Idee und konstruktive Ausformulierung zu definieren und dann in Gesprächen die ausführenden Gewerke diese auch wieder zu hinterfragen und prüfen zu lassen, bis man auf eine gute und sinnhaftige Lösung kommt. Wir müssen dieselbe Sprache sprechen. Das verstehe ich unter kollektiven oder kommunikativen Arbeiten. Es geht dabei auch zunächst um hierachielose Diskussionen und Fachgespräche mit Bauherren, Kollegen und dann schliesslich Handwerkern. mit denen es dann gilt. effiziente Lösungen zu definieren, die dann auch umgesetzt werden können. 

Dieses Arbeiten schafft eine Architektur des Dialogs und damit die Möglichkeit, als Architekten die Verbindung über unsere Arbeit zu den Bauherren, Investoren und in die Gesellschaft zu tragen. Es geht heute mehr denn je darum, Menschen für Architektur zu begeistern. Dafür zu brennen. Etwas zu lieben. Denn Architektur gestaltet Raum. Dabei geht es auch darum, das Handwerk und den Handwerker zu begeistern und gemeinsam mit ihm an der Aufgabe zu wachsen.

Gerne erinnere ich mich an die fast kindliche und reine Freude auf Baustellen über das Setzen von Zapfen in Balken oder die eben nicht auf 15 cm, sondern auf 17 cm gesetzten Steckdosen. Ich denke an wilde Konstruktionen der Dachbalken oder das liebevoll genannte „Zaubern“ mit irrwitzig dünnen Trennwänden. Ein Steinmetz, der mehrfach nach Italien fuhr, um mit uns den richtigen Marmor auszuwählen oder ein Elektromeister, der sich noch mit 70 Jahren mit der Thematik des Smarthomes auseinandersetzt und diese schliesslich auch umsetzt und die Elektrokabel in sauberer, fast kunstvoll anmutender Art sorgfälltig verlegte.

Besteht die Aufgabe als Architekt nicht darin, Ideen zu setzen und Hypothesen aufzustellen, die dann in gemeinsamen Diskussionen in der Realisierung auch widerlegt werden können und sich möglicherweise damit auch als Idee nicht halten lassen? Heisst das nicht, Themen gemeinsam zu setzen und unsere Sprache weiterzuentwickeln? Ein Eingang kann eine Tür sein, oder ein Tor oder ein Portal und hat damit einen ganz anderen Charakter, obwohl sie den selben Zweck erfüllt. Im Detail und in der Vielfalt der Materialitäten und deren charakteristischen und auch baulichen Eigenschaften ist es ähnlich. Es gibt große Möglichkeiten, wenn wir darüber anfangen zu sprechen.