Birgit Lehner

Architektin Holzrausch, Forstern, München

Gelten Architekten und Handwerker noch als Verfechter der Baukultur und als Treuhänder des Bauherrn? Unserer Meinung nach ist die Bedeutung des Architekten und des Handwerkers als Verfechter der Baukultur und Treuhänder der Bauherren nach wie vor gegeben. Allerdings ist es in Zeiten eines anhaltenden Baubooms oftmals schwierig, dem ursprünglichen Anspruch gerecht zu werden. Um das Niveau der Baukultur auch in Zukunft zu gewährleisten, ist es daher nach wie vor die Aufgabe des Planers und des Handwerkers, den Bauherren zu informieren und zu sensibilisieren.

Treten an die Stelle von Ästhetik zunehmend Technik, Termine, Kosten? Auch wir beobachten eine wachsende Bedeutung technischer Komponenten in Projekten, einen immer höheren Termindruck und eine wachsenden Kostenkontrolle. Nichts spricht gegen all diese Faktoren, jedoch muss seitens der Planer und Handwerker immer stärker dafür gesorgt werden, die Balance im Sinne eines qualitativ hochwertigen Bauens zu wahren. 

Das bedeutet, die qualitativen Ziele eines Projektes nicht organisatorischen und monetären Zielen unterzuordnen, sondern die Möglichkeiten moderner Technologien dafür zu nutzen, organisatorische Vorgaben in Balance mit dem Anspruch qualitativ hochwertigen Bauens zu bringen.

Bleibt die Baukultur auf der Strecke? Bei Holzrausch verflechten sich Planung und Handwerk ja sehr stark, eine Kombination, die unsere Kundschaft sucht und sehr schätzt. Daher sehen wir eine ungebrochen große Wertschätzung in Bezug auf qualitativ hochwertige Ausführung, ein „auf der Strecke bleiben“ der Baukultur ist in unserem Metier nicht ablesbar. Dies hat sicherlich auch mit dem Fakt zu tun, dass unsere Projekte hauptsächlich im Bereich des hochwertigen Innenausbaus privater Objekte zu finden sind und unsere Kunden ein Maximum an Qualität in der Ausführung voraussetzen.

Wo bleibt die Wertschätzung für das Handwerk durch die Gesellschaft? Wir erfahren nach wie vor eine große Wertschätzung des Handwerks durch unsere Kundschaft und beobachten über unseren Kundenkreis hinaus ein steigendes Interesse an handwerklich hochwertigen Arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen. Dies funktioniert jedoch nur in Verbindung mit der Darstellung und Erläuterung der Art und Weise der eigenen Arbeiten. 

Wie kann der Digitalisierungsprozess zwischen Planen und Bauen verknüpft werden? Das konsequente Arbeiten und Kommunizieren aller Projektbeteiligten auf einer Plattform wäre die Grundvoraussetzung des Digitalisierungsprozesses. Diese Umstellung ist ein schrittweiser Prozess, den Holzrausch im Bereich der Entwurfsplanung, der Schnittstelle zur Werkplanung und der Zusammenarbeit mit einer Auswahl an Lieferanten vollzogen hat. In der Kommunikation mit Lieferanten, die für uns Einzelanfertigungen herstellen, ist der Austausch noch sehr stark analog geprägt. Aufgabe der Werkplanung ist es dann, den Informationsfluss in den digitalen Prozess zu übernehmen.