Claudia Bosse

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Technische Universität München, Fakultät Bau Geo Umwelt, Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung, München

Der Flächenverbrauch – von Nutzen und Grenzen einer Zahl. Unsere Landschaften sind geprägt durch unsere Nutzung. Seit Jahrhunderten bearbeiten, formen und verändern wir sie. So unter Druck wie heute standen sie aber wohl noch nie, quantitativ und qualitativ bedrängt. Scheitern wir wider besseres Wissens? Steigende Nutzungsansprüche, dringende Notwendigkeiten. Grund und Boden ist aber nicht vermehrbar, Fläche gibt es nur einmal. Ist dort eine Straße, kann ich kein Getreide anbauen.

„Flächenverbrauch“ ist in aller Munde. Eine Zahl, ein quantitativer Wert, leicht ermittelbar aus vorhandenen Daten der Vermessungsverwaltung. Er sagt etwas über die Zunahme der bebauten Umwelt, über die Umwandlung von Landschaft in Siedlung und ist ein wichtiger Indikator für den Umgang mit der Ressource Boden. „Hier ist jetzt nicht mehr Landwirtschaft-Wald-Moor sondern Haus-Halle-Straße.“ Er sagt nur bedingt etwas über Bodenversiegelung. Etwa 50 % sind tatsächlich versiegelt. Gärten, Grünflächen oder Straßenböschungen fallen auch darunter. Er sagt nichts über Qualitäten, über Wahrnehmung, über das, was an (Bau)Kultur auf dieser Fläche geschieht.

Der Flächenverbrauch ist eine messbare, praktikable Größe. Das macht ihn zu einem wichtigen Indikator für unseren Umgang mit Landschaft. Er entbindet uns nicht von der Debatte um Qualitäten, Werte und Visionen. Gibt uns aber die Möglichkeit von überprüfbarer Verbindlichkeit in die Hand, von einer klaren kontrollierbaren Grenze. Sensibilisierung, Vernetzung und Initiativen sind immens wichtig, vielerorts werden gute Wege beschritten. Aber zu einer Verhaltensänderung in der gesamten gesellschaftlichen Breite braucht es harte Fakten. Dafür liefert der Flächenverbrauch eine belastbare Zahl.