Dr. Carolin Lutz

Lehrerin und Mutter eines ehemaligen Schülers am Gisela-Gymnasium, München

Pavillonbauten, Containerbauten, Interimsbauten, und wie man sie alle bezeichnet, mit Holz, Stahl und anderen Materialien, leicht, flexibel und kosteneffizient, eingeschossig oder mehrgeschossig. Landauf, landab im Gespräch. Von Pop-Up-Stores und temporären Ausstellungen bis zu mondänen Wohnhäusern und Bürogebäuden: sie irritieren, provozieren und inspirieren, während sie zugleich funktionale und ästhetische Maßstäbe setzen.

Ob und wann welcher Container aber für ein anstehendes Projekt am besten geeignet ist, bleibt die große Frage. Und wer hat wirklich schon einmal in einem Container gehaust? Wer hat schon einmal die Wohnschiffe für Asylanten in Hamburg besucht? Wer hat einmal Behelfscontainerschulbauten besichtigt? Wer hat mehrfach Elternabende und Elternbeiratssitzungen in solchen Räumen mitgemacht? Wessen Kinder wurden dort unterrichtet?

Raumknappheit ist an Schulen immer wieder ein ernstes Problem. Steigende Schülerzahlen, neue Unterrichtsanforderungen oder notwendiger Sanierungen bedingen vielfach in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen kurzfristig Erweiterungsbauten. Schulcontainer stellen gerade bei akuten Platzproblemen eine besonders wirtschaftliche Lösung dar. Sie werden immer mehr als vorübergehende oder auch als langfristige Raumlösung aufgestellt.

Bei aller Coolness. aber um welchen Preis. Als anlässlich der Generalinstandsetzung und Erweiterung des Gisela-Gymnasiums in München 2007-2010 ca. 21 Klassenräume als Container-Provisorien im Schulinnenhof und im gegenüberliegenden Berufsbildungszentrum errichtet und genutzt wurden. Dicht über der Schüler schwebende Neonleuchten, kahle Wände in Holzoptik. Nackte Wände, Wandbehänge waren tabu. Ein satter Geräuschpegel, durch die schlechte Akustik war der Krach in diesen Räumen erheblich größer als sonst. Ein Wanken und Schwanken, man konnte die Vibrationen unter den Füssen richtig spüren, sobald jemand einen Fuß auf den Boden setzte. Gruppenarbeit war so gut wie ausgeschlossen, da sich die Schüler in den Räumen nicht gut verteilen ließen. Die Jahreszeiten waren unmittelbar und direkt erfahrbar, schnell wechselnde Temperaturen, sommers zu heiß, winters zu kalt. Ganz zu schweigen von der Luft und dem Mief.

Als unumgängliches Provisorium sind Schulcontainer vielleicht hinnehmbar, aber nicht die pervertierte Regel. Versäumnisse in einer intelligenten Schulbaupolitik dürfen nicht auf den Rücken der Schüler, Eltern und Lehrer ausgetragen werden.

2 Gedanken zu „Dr. Carolin Lutz“

  1. Danke für diesen Erfahrungsbericht! Es ist traurig zu hören, wie schief etwas laufen kann. Ich finde, modulares Bauen sollte möglich sein, jedoch mit einem strengen Kriterienkatalog.

    1. Aber ist zuviel Strenge und Kontrolle für die Architektur nicht auch immer gefährlich?
      Die Architektur kann immer nur so gut sein wie das Modul… wie der Kriterienkatalog. Um da tatsächlich etwas sinnvolles auszuarbeiten, benötigen wir einmal alle Parteien an einem Tisch!

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