Johannes Berschneider

Architekt und Innenarchitekt, Pilsach bei Neumarkt i. d. OPf.

Modulbauweise klingt zunächst nach Flexibilität. Außerdem soll es schnell und günstig sein. Bei kleineren Einheiten wie einzügigen Grundschulen mag das eine vorübergehende Lösung sein. Große Schulen haben Anforderungen, die in Modulbauweise kaum zu bewältigen sind. Und wenn ein Gebäude in Modulbauweise erst einmal steht, ist Schluss mit der Flexibilität, dann ist es ebenso starr wie jedes herkömmliche Gebäude.

Bei großen Gebäuden vergeht viel Zeit, um die genauen Anforderungen von Sachaufwandsträgern und späteren Nutzern, d.h. Kollegien, auszuloten. Diese Phase ist bei modular erstellten Bauwerken nicht wegzudenken, da das Gebäude, egal, wie es schließlich gebaut wird, ebenso funktional sein muss.

Ein ganz wichtiger Aspekt, der aber langfristig – und so müssen wir beim Schulbau denken – nicht durch ein bisschen Zeit- oder Kostenersparnis ausgeglichen werden kann, ist der Wohlfühlfaktor. Eine Schule wird von unterschiedlichen Personengruppen genutzt. Zahlenmäßig überwiegen die Schüler. Sie haben zwar eine kürzere Verweildauer, verbringen aber in der Schule wichtige weil prägende Jahre. Sie erinnern sich noch lange an ihre Schulzeit, und diese Erinnerung werden von einem angemessenen und schönen Lernumfeld sicher nicht negativ beeinflusst werden. Auch das (Lern-) Verhalten wird von einem entsprechenden Gebäude getragen. Ein Schüler soll beim Betreten und Aufenthalt in einer Schule ein Wohlgefühl verspüren können, seine Persönlichkeit wird im günstigen Fall gehoben. Oder, um den Gedanken zu veranschaulichen, er darf nicht das Gefühl haben, sich ducken zu müssen, wenn er in die Schule geht. Die Identifikation mit der Schule hat auch mit dem Gebäude zu tun, mit den Materialien, den Farben und aus alldem soll sich ein Spirit entwickeln, ein Gefühl von „das ist meine Schule, ich erkenne sie wieder und sie ist einzigartig“.

Bei unserer Arbeit zu Schulbauten haben wir festgestellt, dass sich pädagogische Konzepte wandeln, Klassengrößen wandeln, alles sich wandelt, es also kein Patentrezept gibt. Wichtig ist, dass die Schule von ihren Nutzern angenommen wird. Dies ist durch jeweils individuelle Planung sicher leichter zu erreichen als mit Modulen.

Neben den Schülern sollte man hier die Lehrer und Angestellten nicht vergessen. Auch ihr Arbeitsumfeld ist wichtig, auch sie sollten aus der Umgebung ein Wohlgefühl ziehen können. Denn sie verbringen, wenn auch weitgehend selbstgewählt, ihr ganzes Berufsleben in einer Schule und man darf davon ausgehen, dass das Schulleben und die Lernsituation von einem gut geplanten Gebäude positiv beeinflusst wird.

Stolz auf die eigene Schule und ihre Individualität statt Gleichmacherei und Anonymität in Modulkästen, das ist mein Wunsch für die Schule der Zukunft.