Josef Göppel

Energiebeauftrager des BMZ für Afrika, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) e.V., Mitglied des Deutschen Bundestages (2002-2017)

Zukünftige bayerische Kulturlandschaft? – Immer mehr Menschen in Bayern empfinden ein Unbehagen bei Fahrten über Land. Ortschaften verfließen ineinander durch monotone Bänder von Gewerbebauten.
Kolosse von Logistikhallen platzieren sich bevorzugt an Hangkanten, damit ihr Firmenschild schon aus großer Ferne sichtbar ist. Fast noch rücksichtsloser dehnen sich Gewerbeansiedlungen in den Flusstälern neben Kleinstädten und Marktgemeinden aus. Die Kirchtürme verschwinden hinter Hochregallagern. Bayern wird monoton, austauschbar und schäbig. Die immer wieder beschworene kommunale Planungshoheit versagt vielerorts völlig. Nach 32 Jahren in einem Stadtrat schäme ich mich für die Gattung der Kommunalpolitiker. Im Wettbewerb mit den Nachbargemeinden rennt man jeder so genannten Entwicklungschance nach und macht sich gar nicht die Mühe, über die Einpassung in historisch Gewachsenes, über Ortsgestaltung und Ästhetik ernsthaft nachzudenken.

Ein Indiz dafür ist auch die Freigabe der Baustile in Wohngebieten. Alles, was die Baumärkte bieten, kommt dann zur Anwendung, jede Extravaganz kann sich ausleben. Toskana Architektur überschwemmt Bayern. Es ist wie ein Zerfließen aller regionalen Traditionen in der globalisierten Technikwelt. Für ein Land, das sich in seiner Verfassung Kulturstaat nennt, ist das armselig.
Der Begriff „Entwicklung“ bekommt in diesem Zusammenhang etwas Bedrohliches. Notwendig ist dagegen eigentlich nicht viel: Etwas mehr Behutsamkeit, Einfühlungsvermögen in das Gewachsene und Rücksicht auf die natürlichen Gegebenheiten, also konservatives Verhalten im besten Sinn. In einem Land mit einer konservativen Regierung müsste das eine Selbstverständlichkeit sein – oder sind da etwa nur Leute mit Euro Zeichen in den Pupillen am Ruder?