Jutta Koller

Stadträtin der Landeshauptstadt München und im Vorstand Münchner Bündnis 90/Die Grünen

Architektonische Vielfalt – auch wenn es schnell gehen muss! – In München werden in den nächsten Jahren viele neue Schulen entstehen und das muss schnell geschehen, denn unsere Stadt wächst viel schneller und stärker als noch vor Kurzem angenommen. Aber müssen diese Schule alle gleich aussehen?

Wir GRÜNE sagen nein. Selbst die fünf Grundschulen, die vor einiger Zeit bei einem Wettbewerb als Module entwickelt wurden, werden sich in vielem unterscheiden. Jedes Grundstück verlangt eine andere Anordnung der Module und wie die Schulen innen und außen gestaltet werden, ist offen. Trotzdem ist es gut, dass nicht noch mehr Schulen nach diesem Modell gebaut werden, denn wenn auch das Lernhauskonzept, das wir für pädagogisch wegweisend halten, sehr gut umgesetzt ist, so fehlt es doch an anderer Stelle: der Inklusionsgedanke ist nicht konsequent umgesetzt worden. Inklusion ist mehr als Barrierefreiheit und größere Toiletten.

Wir brauchen Räumlichkeiten, um Rückzug und Austoben zu ermöglichen, Spezialtherapien und Elternberatung vertraulich gestalten zu können. Wenn wir heute Schulen bauen, müssen sie für alle Kinder in einem Stadtteil nutzbar sein. Darüber hinaus bauen für Ganztagsschulen, in denen die Kinder einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Sie brauchen also eine Umgebung, in der sie ihren Interessen vielfältig nachgehen können. Das lässt sich mit den bisherigen Raumkonzepten nicht umsetzen und wir müssen intensive Diskussionen mit dem Freistaat führen, damit die Pädagogik von morgen nicht an der Kurzsichtigkeit von heute scheitert.

Auch müssen sich die Schulen in einer immer enger werdenden Stadt in den Stadtteil öffnen, müssen noch mehr Begegnungs- und Versammlungsstätte werden. Ich glaube, wir brauchen sehr schnell einen Schulterschluss von Architekten, Pädagogen, Sozialraumplanern und interessierten Münchnerinnen und Münchnern, um gemeinsam neue Ideen von Schule zu entwickeln, die allen Belangen gerecht werden können.

Im ersten Schritt gehen wir davon aus, dass überall da, wo ein Schulneubau an einer besonders sensiblen Stelle geplant ist oder für einen Stadtteil von großer Bedeutung ist, auch weiterhin Architektenwettbewerbe durchgeführt werden und da, wo das aus Zeitgründen nicht möglich ist, sichergestellt wird, dass verschiedene Planungen geprüft werden, die die Vielfalt der Baumaterialien und Gestaltungsmöglichkeiten gewährleisten. Wir brauchen die Kreativität, die aus Häuserbau gelungene Architektur macht und aus Schulen echte Bildungslandschaften.