Nach jahrelangen Debatten über Sinn und Zweck eines neuen Konzertsaals für München, wurde Anfang 2015 eine Lösung verkündet, die Münchens Bildungsbürgertum auf die Barrikaden trieb: die sog. Zwillingslösung.
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Die beiden großen Münchner Orchester, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Philharmoniker, sollten sich paritätisch eine umzubauende Philharmonie sowie den Herkulessaal im Wechsel teilen. 23.000 Bürger stemmten sich mit ihren Unterschriften gegen diesen politisch motivierten, unseeligen Vorschlag und brachten ihn zu Fall. Einige Monate später, im Mai 2015, wurde das Aus dieser Idee verkündet und man wandte sich, diesmal ernsthaft, einem Neubau zu.
Das passende Grundstück nahe dem Ostbahnhof war nach Expertenrat bald gefunden. Mancher Konzertgänger hätte sich den Neubau zwar lieber in der Innenstadt gewünscht, dürfte sich aber umstimmen lassen, sofern ein hervorragender Konzertsaal für Münchens weltberühmte Musikkultur dort tatsächlich gebaut würde.
München verlor durch den 2. Weltkrieg einen ehemals berühmten Saal, das Odeon. Was danach entstand, der unfrohe Herkulessaal, war dem raschen Wiederaufbau geschuldet. Der unversehrte Kongressaal im Deutschen Museum, als größere Aufführungsstätte, hielt nur mühsam bis 1985 durch, als die Philharmonie im Gasteig eröffnet wurde. Beide heute bespielten Säle waren Ersatzorte für zerstörte oder unbrauchbar gewordene Aufführungsstätten. Seitdem kam nichts mehr hinzu, obwohl die Stadt sich verdreifachte.
Nun endlich ein Neubau, den so viele herbeisehnen. Die beiden großen Orchester werden freier planen können, die privaten Konzertveranstalter werden Luft gewinnen für eigene Ideen. Die Weltstadt der Musik wird wieder erstarken.
Allerdings, wie wird sich der neue Saal darbieten? Im Inneren eines Gebäudes, wo die Musik spielt, wo Emotionen entstehen, wo Musiker und Zuhörer zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen sollen.
Kurze Rückblende. Die Geschichte des Konzertsaals geht zurück bis ins 17. Jahrhundert, als die abendländische Musik begann, sich zu säkularisieren. Die Räume waren klein, klangen „trocken“ und laut, brachten aber die phrasierungsreiche Barockmusik und Frühklassik vorteilhaft zur Geltung. Später hatte Beethoven, der neue Klangrevoluzzer, in Wien 1804 seine Not, die Eroica im Palais des Fürsten Lobkowitz erstmals zu Gehör bringen zu müssen. Ab dem 19. Jahrhundert schrieben Komponisten ihre Werke aber nicht mehr nur für bestimmte Anlässe und Räume, ihre Musik sollte nun auch beeindrucken, durch große Orchester und Chöre. Die höfische Redoute wandelte sich zum öffentlichen Konzertsaal. Rasch war eine günstige Bauform gefunden, sie ähnelte einer seitlich aufgestellten Schuhschachtel. Breite und Höhe hatten fast gleiche Maße, die Länge war doppelt; diese vorteilhaften Proportionen waren Erfahrungswerte die funktionierten. Gemeinsam war ihnen auch ein ähnlicher Nachhall von etwa zwei Sekunden. Die für alle Plätze nahen Seitenwände reflektierten den Schall wirksam und erzeugten leicht verzögerte erste Reflexionen, die die Schallquellen scheinbar vergrößerten und den Raumeindruck betonten. Hinzu kamen die akustischen Eigenschaften verwendeter Materialien und deren Ausformungen. Die Zuhörer fühlten sich vom Klang „umhüllt“ und emotional angesprochen. Zwischen dem Auditorium und den Musikern auf der Bühne entstand eine ideale Interaktion. Es war schön, und ist es auch heute noch, Musik darin zu erleben.
Alles in allem ein komplexer Vorgang, der damals vielfach großartig gelang (Wien, Amsterdam, Boston, New York u. a.).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Säle dann zunehmend „verwissenschaftlicht“ gebaut, nach dem sog. Schallstrahlenmodell. Sie wurden breiter; Deckenreflektoren mussten die wegrückenden Seitenwände ersetzen, die Schalllenkung wurde schwieriger. Es entstanden Säle mit durchaus guter Deutlichkeit, aber geringer Räumlichkeit des Klangs. Eine einzelne Schallquelle wirkte oft monofon und klein (Salle Pleyel, Paris; vor Umbau).
Ab den 1950er Jahren gewannen schließlich bei der Planung von Konzertsälen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Laboren der Akustik an Bedeutung. Auch entstand der Wunsch des Zusammenrückens von Musikern und Zuhörern. Man wollte einen besseren „Hörblick“ haben. In der Folge entwickelten sich Zentral- oder auch Arena-Säle mit ansteigenden Publikumsbereichen, auch bekannt als Weinbergterrassen (Philharmonie, Berlin). Die für den Raumeindruck so wichtigen frühen Reflexionen waren nicht leicht zu erzeugen und auch heute noch gelingt nicht jeder Neubau dieser Art. Nachteilig auch ist die nicht unbeträchtliche Anzahl von Zuhörerplätzen hinter dem Orchester. Das mag im Einzelfall ganz interessant sein, hat aber nichts mehr mit einem homogenen und ausgewogenen Orchesterklang zu tun, schließlich strahlen die meisten Instrumente den Schall nach vorne ab, vorallem die charakteristisch feinen Obertöne.
Zu welcher Bauform wird man sich in München wohl entscheiden? Wie werden Akustiker und Architekten zusammenfinden, in dieser Reihenfolge?
Gefordert wird allemal ein Saal mit „sozialer“ Nähe zwischen Musiker und Zuhörern. Weitere unverzichtbare Parameter sind klangliche Homogenität und ausgewogene Schalldichte an allen Orten des Raums. „Ein Saal ist wie ein Instrument“, sagte Mariss Jansons kürzlich, der alle Säle dieser Welt aus eigener Erfahrung kennt. Der Raum muss atmen, den Künstler unterstützen und das Herz des Zuhörers erreichen, ist dem hinzuzufügen. Neueste Computer-Simulationsmodelle und daraus sich entwickelnde Raumformen lassen die Hoffnung aufkommen, dass etwas Einmaliges entstehen könnte. Eine moderne Schuhschachtel-Anmutung bietet beste Voraussetzungen dafür, dass die Kraft und Logik eines musikalischen Werks – nicht aus Nostalgie, sondern aus Vernunft – ihren Sinn bekommt. Endlich auch in dieser Stadt!
Quellennachweis: Dickreiter, M., Dittel, V., Hoeg, W., Wöhr, M.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 8. Auflage, 2014, De Gruyter
Über utopisches Bauen – Die Münchner Konzertsaal-Situation ist seit einigen Jahren Gegenstand hitziger Debatten.
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Umso erfreulicher ist es, dass durch die jüngste Initiative der Bayerischen Staatsregierung konkrete Schritte zur Realisierung eines repräsentativen Kulturbaus im Werksviertel zustande gekommen sind.
Im Bayerischen Wald wurde indes, innerhalb von drei Jahren von der ersten Idee bis zur Eröffnung, ein akustisch herausragendes Konzerthaus errichtet, das ohne nennenswertes Budget in New York unter die zehn weltweit besten Konzertsäle gewählt wurde; Die internationalen Medien rühmen es als „Märchen“, „Traum“ oder „Utopie“.
Ähnliche Projekte trieben vor gut 150 Jahren bereits König Ludwig II. und Richard Wagner um: der Architekt Gottfried Semper sollte nach dem Konzept Wagners mit einem Festspielhaus in München hoch über der Isar für angemessene Aufführungsbedingungen von dessen Zukunftsmusik sorgen. Herausgekommen ist dabei ein Konzerthaus in der oberfränkischen Provinz. Die Parallelen in der Gegenwart sind durchaus verblüffend.
Aber was macht das Utopische von Architektur eigentlich aus, und wie ist utopisches Bauen überhaupt denkbar und möglich ? Wie kann also am Un-Ort etwas räumlich Reales entstehen ?
Entscheidend für den Erfolg des „Wundersaals“ im Bayerwald war, dass wir in der frühen Phase der Projektvorbereitung Bauherrn, Betrieb und Nutzung klar benennen konnten. In München wurde bis in die jüngste Zeit keiner dieser drei Aspekte eindeutig behandelt. Es wurde stattdessen über Standorte diskutiert. Erst seit sich der Freistaat dazu entschlossen hat, die Bauherrenschaft für ein Vorhaben zu übernehmen, für das er bei Lichte besehen nicht zuständig ist, bewegt sich etwas.
Denkt man den zukünftigen Münchner Konzertsaal über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren, dann wird der höhere Kostenanteil nicht am Bau, sondern für Unterhalt und angemessene Bespielung entstehen. Da angesichts der angespannten Haushaltsage seitens des Bayerischen Rundfunks kein bedeutender finanzieller Beitrag zu erwarten ist, wäre derzeit zu klären, nach welchem betriebswirtschaftlichen Modell (außer Steuerfinanzierung) das geplante Haus ausgerichtet werden soll.
Um die erforderlichen Leuchtturmeffekte zu erzielen, braucht es zudem mehr als eine Vermietungsgesellschaft wie im benachbarten Gasteig. In München fehlt trotz der überragenden kulturellen Infrastruktur ein künstlerischer Gesamtplan, der den Rang Münchens als Weltstadt der Musik im Angesicht von neuen globalen Zentren in Europa, den USA und Asien unterstreicht. Zu den Aufgaben der Direktion des neuen Konzerthauses müsste also gehören, aus der Zusammenschau bestehender Ressourcen und klugem Komplement eine prominente und weltweit einzigartige Marke für Bayern zu entwickeln.
Viele Köche verderben bekanntermaßen den Brei, siehe Standortdebatte. Unser kleines Projekt im Bayerischen Wald hat gezeigt, dass wir besonders effektiv waren, wenn wir den jeweiligen Experten aus den Bereichen Architektur, Akustik, Raumplanung, Baugewerke, Wirtschaft, Verwaltung usw. vertraut haben, sobald die bauliche und inhaltliche Ausrichtung einmal abgestimmt war.
Persönlich halte ich deswegen wenig davon, bekannte Künstler in die Koordination dieser komplexen Vorgänge als Berater zu integrieren. Die gefeierten Musiker sind gewißlich besser aufgehoben bei der Akquise umfangreicherer Spenden, etwa durch die Ausrichtung von Benefiz- und Privatkonzerten für namhafte Geldgeber.
Konzertsaal von vorne gedacht – Nehmen wir an, es gäbe ihn bereits, den ultimativen Konzertsaal: er läge am rechten Ort, hätte die richtige Architektur und brächte großartige Konzerte hervor.
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Wir besäßen dieses Meisterwerk und es wäre von solch „außergewöhnlichem universellem Wert“, dass die Weltgemeinschaft übereinkommt, dieses Stück Architektur in die „Liste der Welterbestätten“ aufzunehmen.
Hinter der Liste der „UNESCO-Welterbes“ steht ein völkerübergreifender Vertrag, in dem festgelegt ist, dass es ein gemeinsames weltweites Kulturerbe gibt. Das Besondere daran ist, dass darin nicht nur bestimmte Kulturstätten hervorgehoben und unter Schutz gestellt werden, sondern die Aussage, dass dieses Erbe nicht das Eigentum einer Einzelperson, einer juristischen Gesellschaft, einer Kommune oder Nation ist, sondern, dass es allen gehört. Dieses geradezu unglaubliche Bekenntnis zu einem gemeinsamen weltweiten Kulturverständnis, das in dieser Form einmalig ist, sprengt alle territorialen und religiösen Grenzen.
190 von 193 Staaten haben bislang diesen Vertrag ratifiziert. Keine andere Übereinkunft genießt weltweit solch großen Zuspruch wie dieses Gesetz, das – trotz der aktuellen Zerstörung von Welterbestätte – Hoffnungen weckt. Seit 2003 unterstützen die „Vereinten Nationen“ neben dem Schutz der Stätten auch den Schutz und Erhalt des „immateriellen Kulturerbes“. Gemeint sind damit die Ausdrucksformen von Kreativität und Erfindergeist wie Tanz, Theater, Musik wie auch Bräuche, Feste und Handwerkskünste“. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neugestaltet – und vermitteln so Identität und Kontinuität. So wurde unlängst am 30. März 2016 „der Orgelbau und die Orgelmusik als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ bei der UNESCO in Paris nominiert. Am 29. April 2016 fand der „UNESCO-Welttag des Jazz“ statt.
Tatsächlich war bei den Kulturbauten das Immaterielle vom Materiellen noch nie so richtig voneinander zu trennen, ruft doch das eine das andere hervor. Erst die Kunstwissenschaften des 19. Jahrhunderts haben diesen Versuch mit großen Nach- und Nebenwirkungen unternommen. Dabei treffen bei keiner Bauaufgabe die beide Prinzipien von „materiell“ und „immateriell“ so stark aufeinander wie beim Bau eines Konzertsaals; was das Thema so spannend und einzigartig macht. Seitdem Musik in Gebäuden betrieben wird, nimmt sie Einfluss auf die Architektur. Umgekehrt nahm die Architektur schon immer Einfluss auf die Musik. In einem Konzertsaal gibt eine enge Symbiose von Materiellem und Immateriellen. Jeder Raum eignet sich nicht für jede Musik, jede Musik nicht für jeden Raum. Das „rechte Zusammenspiel“ von Musik und Architektur bedeutet „gute Akustik“. Die Akustik ist der Schlüssel zur gemeinsamen Gestaltungs- und Wirkungskraft.
Eine der größten europäischen Errungenschaften ist die sinfonische Musik; sie ist einzigartig und so einnehmend, dass sie Einzug in den weltweiten Musikbetrieb gefunden hat. Damit dies überhaupt möglich wurde, mussten ganze Industrien, spezielle Hochschulen, große Orchester und – eben – Konzerthäuser errichtet wurden. Instrumentenbauer, die über ein hochspezielles Wissen über ausgewählte Hölzer und ausgefeilte Handwerkstechnik verfügten, waren nur ein kleiner Teil einer unermesslichen Wertschöpfungskette, deren Glieder sich mit dem Faktor einer immensen Vielfalt an unterschiedlichen Instrumenten und Kompositionen multiplizierten, hinter denen nicht nur die kulturelle Vielfalt Europas, sondern am Ende der ganze Globus stand. Komponisten, Dirigenten, Musiker, Organisatoren und Techniker fügten alle Glieder zu einem wahrhaft orchestralen Gesamtkunstwerk zusammen: eine Tradition, die bis in unsere Tage nahezu ungebrochen Bestand hat.
Am Ende dieser gigantischen Kette steht in der Wahrnehmung vieler, der Abend für einige Wenige. In diesen Wenigen wird zudem von den Vielen in den Wenigen ein ausgewähltes „elitäres“ Publikum gesehen, für das jede Förderung ohnehin obsolet scheint. Der immense Aufwand, der notwendig ist, diesen Musikbetrieb am Leben zu halten, lohne sich nicht. Vor allem rechtfertige er nicht den hohen Aufwand an privaten und öffentlichen Geldern, die anderswo dringender benötigt werden. Zudem grenze er andere Musik aus. Zurecht wird die Frage gestellt, ob es angesichts der zur Neige gehenden Ressourcen, der klimatischen Veränderungen, den zunehmenden Umweltkatastrophen, dem Bevölkerungswachstum, den Kriegen und Flüchtlingsströmen, schließlich den fehlenden Wohnräumen und Schulen nicht dringlichere Aufgaben gibt als den Ruf nach einem neuen Konzertsaal, in dem die „klassische“ sinfonische Musik kulminiert.
Der gemeinsamen Sache ist nicht gedient, wenn wir den ökologischen Kollaps und soziale Ungerechtigkeiten gegen unser kulturelles Erbes ausspielen; ebenso wenig führt der zermürbende Streit um die rechte Förderung von sogenannter Sub- und Hochkultur weiter. Uns trägt eine gemeinsame Kultur, die nicht der Verhandlung, sondern der gegenseitigen Wertschätzung bedarf. Sie spendet Heimat und Identität. Im kriegszerstörten München war eine der ersten Gesten des Wiederaufbaus das berühmte Kammerkonzert der Philharmoniker inmitten der Ruinen des Grottenhofs der Residenz.
Was wollen wir unseren Kindern übergeben?
Wir sollten diese Errungenschaft – dieses Welterbe der sinfonischen Musik – nicht aufgeben und diese nahezu endlose Kette der Wertschöpfung keiner kleinen „vermeintlichen“ Elite überlassen, sondern dieses Erbe weitergeben und allerorts den Bau eines Konzertsaals als Gemeinschaftsprojekt – sei es als Kommune, Staat oder „Vereinte Nationen“ – selbst in die Hand nehmen. Konzerthäuser stehen noch keine auf der offiziellen UNESCO-Liste unseres Welterbes, zweifelsohne sollten welche darauf stehen. Lasst uns daran arbeiten!
Die Entscheidungen über Bau und Standort des neuen Konzertsaals für München sind gefallen. Nun werden die weiteren Planungen auf den Weg gebracht. Natürlich wünsche ich mir einen Konzertsaal mit hervorragender Akustik, und zwar gleichermaßen für Orchester und Publikum.
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Aber ich glaube, dieses Projekt kann und muss auch weit über die akustischen Qualitäten hinaus Zeichen setzen. Bayern hat auch bei diesem Projekt den Anspruch, Weltniveau zu erreichen. Entscheidend für ein zukunftsweisendes Projekt mit spektakulärer Architektur ist nicht zuletzt die Wahl der Baustoffe.
Genau aus diesem Grund möchte ich den einzigartigen, nachwachsenden Baustoff Holz ins Spiel bringen. Holz bietet, beste Voraussetzungen für ein architektonisches Leuchtturmprojekt gerade im neu entstehenden urbanen Umfeld am Standort des Saales im Münchner Osten. In einer Stadt wie München, wo die Ausstellung „Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft“ in der Pinakothek der Moderne großes Interesse und Aufsehen erzeugt hat, kann mit einem spektakulären Holzbau ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit beim Bauen und den Klimaschutz gesetzt werden.
Auch bei der Verwirklichung von herausragender Architektur kann der Baustoff Holz innen wie außen Weltniveau erreichen. Die jüngsten Entwicklungen innovativer Holzbauteile ermöglichen den Architekten tragende Holzkonstruktionen in neuen Dimensionen und spektakulärer Formgebung. Holz kann heute geradezu als der Exponent und Garant eines zukunftsorientierten Bauens bezeichnet werden.
Der Standort im Werksviertel in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs ist kein typischer Konzerthausstandort. An einem solchen Ort kann ein innovativer Ansatz dazu führen, dass der Konzertsaal in München als Treffpunkt für alle Bevölkerungsgruppen angenommen wird. Holzbau steht geographisch und geschichtlich in einer ganz besonderen Beziehung zu unserer bayerischen Heimat. Ein neuer Konzertsaal in der Landeshauptstadt München aus Holz stellt daher die ideale und natürliche Verbindung zwischen Stadt und Land her. Gerade dem Freistaat als Forst- und Holzland Nummer eins in Europa stünde ein repräsentativer Spitzenbau aus Holz gut zu Gesicht.
Mit unserer Landeshauptstadt München werden Werte wie Weltoffenheit und Gastlichkeit verbunden. Dazu haben in der Vergangenheit nicht zuletzt herausragende Bauprojekte mit zukunftsweisender Architektur beigetragen, wie der Olympiapark mit dem Olympiastadion, das zum weltbekannten Wahrzeichen Münchens geworden ist. Dem Baustoff Holz schreibt man eine ganz besondere Haptik und warme Ausstrahlung zu. Mit dem neuen Konzertsaal in Holzbauweise könnten wir ein Symbol für die Werte der Weltstadt mit Herz schaffen.
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Die nun wahrscheinliche Zukunftsoption – Grundsanierung des Gasteigs und Neubau eines zweiten Konzertsaals – birgt die Chance, dass die beiden großen, international renommierten Münchner Sinfonieorchester je einen eigenen Konzertsaal erhalten, deren Akustik herausragende Musikerlebnisse ermöglicht und der Musikstadt München auch weiterhin Weltgeltung verschafft. Selbstverständlich sollten hier nicht die Minimallösungen angestrebt werden, sondern Konzepte mit städtebaulichen und -planerischen Zukunftsvisionen, die auch der Musik in jeder Hinsicht gerecht werden. Dass die Konzertsaaldebatte nun schon Jahre dauert, sehe ich positiv, solange das Für und Wider und der Wettstreit der Ideen zu optimalen Ergebnissen führt und nicht der schnelle Kompromiss einen schalen Geschmack hinterlässt.
Im Umfeld dieser Leuchtturmprojekte könnte auch die übrige Münchner Kunst- und Musikwelt neu aufblühen und kreatives Leben in die jeweiligen Quartiere bringen. Im Bereich Musik denke ich da an die Dependance der Hochschule für Musik und Theater, an Proben- und Überäume für Musiker und Ensembles – allen voran für das Münchner Kammerorchester –, an kleine und mittlere Veranstaltungsräume für Experimentelles und Nischenprojekte aller Genres, an Räumlichkeiten für musikpädagogisches Arbeiten… Musikausbildung, die „freie Szene“, wie auch die Laien- und Jugendmusik sind kultureller Humus, der an solch zentralen Orten katalytische Wirkung entfaltet. An einer solchen Entwicklung ist der Verein Tonkünstler München e.V., der rund 1200 Münchner Berufsmusiker zu seinen Mitgliedern zählt, sehr interessiert und beteiligt sich nach seinen Möglichkeiten.
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Als Jungarchitekt, der sich mit der Thematik eines neuen Konzertsaals in der bayerischen Landeshauptstadt „erst“ seit seiner Abschlussarbeit (im Jahre 2013) befasst, habe ich gegenüber anderen involvierten Fachleuten aus Kultur und Politik, die sich schon um einiges länger damit beschäftigen, einen wahrscheinlich eher jungfräulichen, vielleicht auch naiven Blick auf diese Thematik. Umso mehr freut es mich, als Vertreter der jüngeren Generation meinen Standpunkt zur Diskussion beitragen zu können. In der
Natur der Sache liegt es wohl, dass es bei Projekten dieser Größenordnung sowohl Befürworter als auch Kritiker gibt. Selbstverständlich ist es auch, dass hier eine Vielzahl wichtiger Faktoren sorgsam abgewogen werden muss, von denen der finanzielle Aspekt sicherlich immer mit der wichtigste und auch strittigste sein wird – vor allem wenn dafür auch der Freistaat nicht unerheblich Unterstützung leistet. Und natürlich wird es immer auch vermeintlich Wichtigeres geben, für das so viel Geld ausgegeben werden könnte.
Die Bedeutung eines Konzertsaalneubaus sollte jedoch nicht nur ausschließlich auf seine Kosten und die Wirtschaftlichkeit reduziert werden. Eine Weltstadt, wie sie München nicht nur im Kulturellen sein will lebt von ihrem Facettenreichtum und den vielseitigen Möglichkeiten die sie ihren Bewohnern bietet und lebenswert macht. Da sollte ein modernes und leuchtendes Fußballstadion ebenso von Nöten sein wie ein repräsentativer und zeitgemäßer Konzertsaal, in dem auch jedes andere Weltklasse-Orchester jederzeit gerne auftritt. Was im Falle der Philharmonie im Gasteig, vor allem aufgrund der oftmals bemängelten Akustik, leider nicht immer der Fall ist.
Dabei ist z.B. ein geeigneter Standort genauso wichtig wie ein ausgefeiltes und zukunftweisendes Konzept um ein neues Konzerthaus langfristig und dauerhaft attraktiv zu machen. Dass hier nur ein gutes Ergebnis erzielt werden kann, wenn dabei nicht an den falschen Stellen gespart wird oder vorschnelle Entscheidungen getroffen werden, sollte sich von selbst verstehen.
In einer Stadt, in der es nicht nur ein Symphonieorchester von Weltrang gibt, wäre es fahrlässig zu übersehen, wie wichtig es ist, der klassischen Musik – und der Kultur im Allgemeinen – eine entsprechende Plattform zu bieten, auf der sie sich entsprechend präsentieren kann. Nicht nur um der Kultur, sondern auch des städtischen Lebens Willen, das im Gesamten nur davon profitieren kann.
Die neue Philharmonie gehört nicht an die Peripherie der Stadt sondern in deren pulsierende Mitte. In die unmittelbare Nachbarschaft zu Oper, Residenztheater, Kammerspielen und Marstall. Deswegen sind wir überzeugt, daß der Marienhof der richtige Platz für den neuen Konzertsaal ist.
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Ähnlich dem Museumsquartier der Pinakotheken schafft der neue Konzertsaal auf dem Marienhof mit den Theatern ein thematisches Gravitationsfeld, welches von Musik und Theater bestimmt wird. Der Marienhof wird aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf geweckt. Trotzdem ist er auf Ebene der Fußgänger nach wie vor als Freifläche nutzbar. Die Kontur des Gebäudes bildet als historische Spur die mittelalterliche Stadtgrenze zur Schrammerstraße ab.
Der Ort für eine neue Münchener Philharmonie war in unserem Büro immer schon ein viel diskutiertes Thema. Immer wieder stellten wir uns die Frage, warum eigentlich nicht am Marienhof ? Der Marienhof als im Herzen der Stadt liegender Ort, der zusammen mit Oper, Residenztheater, Kammerspielen und Marstall ein zentral gelegenes Kulturzentrum bilden und endlich der seit Kriegsende freien Fläche aus ihrem Dornröschenschlaf verhelfen würde.
Die Beseitigung dieses beständigen Provisoriums war über die Jahre immer wieder ein Thema in der Stadt und hat vielfältige Ideen und Wettbewerbsentwürfe hervorgerufen. So hat der Platz tatsächlich und in zahlreichen Visionen eine abwechslungsreiche Metamorphose als Parkplatz, Blockrandbebauung, Galerie etc. durchlaufen und ist letztendlich doch immer eine provisorische Freifläche geblieben.
Wir stellen uns ein Gebäude vor, welches durch ein transparentes, reduziertes Erdgeschoss weiterhin den Platzraum zwischen Rathaus und Schrammerstraße erlebbar macht und große Teile der Freifläche als innerstädtischen Freiraum im Kontext mit der kulturellen Nutzung erhält. Der eigentliche Konzertsaal samt zugehörigen Nebenanlagen „schwebt“ über dem Marienhof. In der obersten Ebene wird eine Stadtterrasse für Besucher oder Freiluftveranstaltungen vorgesehen.
Durch seine Lage am Marienhof wäre eine direkte Anbindung des Konzertsaals an den öffentlichen Personennahverkehr über das Untergeschoss möglich. In diesem Zusammenhang stellt sich unweigerlich das Thema des bevorstehenden Baus der 2.Stammstrecke. Hier könnten aber eventuell sogar Synergieeffekte erzielt werden. Da bereits seit circa 15 Jahren über einen neuen Konzertsaal diskutiert wird, sollte im Zuge einer für alle befriedigenden optimalen Lösung der Mut zur weiteren Diskussion und zur Hinterfragung bereits getroffener Entscheidungen vorhanden sein.
Unser Entwurf ist nicht pragmatisch und zeigt vor allem den Wunsch nach einem tatsächlichen Leuchtturmprojekt für den Konzertsaal Münchens, welcher nicht nur funktional für Musiker und Besucher herausragend sein soll, sondern seinen besonderen gesellschaftlichen Wert auch in seiner architektonischen Gestalt wiederspiegelt. Der Blick beispielsweise auf Hamburg mit seiner Elbphilharmonie, den Konzertsaal in Luzern oder auch auf Graz mit seinem Kunsthaus zeigt, welche positiven Auswirkungen herausragende Architektur haben kann. Die Messlatte für die weitere Diskussion und Planung ist damit bereits gelegt.
Wenn schon der Finanzgarten angeblich nicht möglich war, so stände es München sehr gut an, nach jahrzehntelangem städtebaulichem Stillstand (z.B. Arnulfpark), München wieder in die erste Reihe von Stadtgestaltung zu bringen. Nach dem Olympiagelände und dem Hypo-Hochhaus ist München leider verödet. Bitte habt Mut!!!
Richtig, aber wem ist denn eigentlich Mut zu wünschen? „Wer zahlt, schafft an“, heißt es so schön. Der Bayerische Rundfunk und seine Ensembles steuern wohl eher wenig bei; man sitzt möglicherweise am Ende, trotz prominenter Fürsprecher, am Katzentisch. Inwieweit sich der Intendant des BR im Vorfeld der Debatte politische Freunde gemacht hat, wäre zudem zu hinterfragen. Um die Stadt München geht es hier vorrangig auch nicht, sie hat bekanntermaßen andere Kultur-Baustellen zu betreuen und zu finanzieren. Es bleibt dann der Freistaat als Generalunternehmer. Im Sinne „gleichwertiger Lebensbedingungen“ in ganz Bayern hat er die Befindlichkeiten der Wähler in den Regionen und den Konsens im Auge zu behalten. In allen Bezirken gibt es auf diesem Gebiet offene Baustellen (Augsburg, Coburg…) oder nur geringfügige Etats (Niederbayern). Je mehr der neue Konzertsaal in München als weiterer Leuchtturm der Landeshauptstadt, protegiert von namhaften Münchner Künstlern, in Szene gesetzt wird, desto fundamentaler werden die Einlassungen aus den Regionen kommen. Prominente Kulturprojekte eignen sich in besonderer Weise dazu, durch Anti-Stimmungsmache billig Wählerstimmen zu gewinnen. Das brandaktuelle Umfragetief der etablierten Parteien könnte die Einzel- Entscheider in der Konfrontation mit den neuen Populisten möglicherweise in Zugzwang bringen. Der Landtags-Wahlkampf beginnt spätestens nach der Bundestagswahl 2017, bis dahin sind allerhöchstens die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs für den neuen Konzertsaal zu diskutieren. Es ist höchste Eisenbahn, die Außendarstellung für das unbedingt zu errichtende „Konzerthaus Bayern“ zu überdenken und vielleicht auch einmal realistische Angaben über die Fertigstelllung eines derartigen Projekts zu kolportieren.
Es soll ja doch nicht anonym diskutiert, sondern der Konzertsaal vorangebracht werden. Deswegen bitte nicht nur Statements zum Selbstverständnis von Städten oder Institutionen, sondern konkrete (und realistische) Maßnahmen zur Umsetzung. Mir ist die Beteiligung an der Debatte in diesem hochrangigen Forum zu wenig. Obiger Beitrag ist also von mir. Thomas E. Bauer, Konzerthaus Bayerischer Wald
… aus aktuellem Anlass: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/gasteig-sanierung-zurueck-zur-zwillingsloesung-1.3028887
Mit der Sanierung der Philharmonie wird – laut Kulturreferent Küppers – so lange gewartet, bis das Konzerthaus im Werksviertel fertig ist, das der Freistaat vorrangig für die BR-Orchester baut.
… aus aktuellem Anlass: Konzertsäle und ihre Wirkung zur Stadt.
Mit den Architekten Robert Rechenauer und Peter Haimerl
Begrüßung und Einführung: Nicola Borgmann, Architekturgalerie München.
Dienstag, 28. Juni 19:00 – 21:00, Architekturgalerie München
http://www.architekturgalerie-muenchen.de
Nach vielen (- viel zu vielen -) Jahren Diskussion ist es endlich so weit; die Lösung muss dann aber auch die wirklich ideale sein!
Freu‘ mich jedenfalls schon auf die Eröffnung – vielleicht mit ein bisschen „Tannhäuser“: FREUDIG BEGRÜSSEN WIR DIE EDLE HALLE!
Mariss Jansons hat bei 70 Jahre BR-Chor schon gezeigt, wie gut das passen würde.
Herzliche Grüße aus Wien nach München,
Sonja Schreiner
Der neue Konzertsaal gehört – wie schon andere gesagt haben, in die Nachbarschaft anderer Musik- und Kultur-Bauten.
Davon abgesehen, dass sich hier ein Besitzer seinen Besitz vergolden lässt (- Man sollte ihm den GOLDENEN KNÖDEL verleihen 🙂 -). Man wiederholt hier einen Finanzierungsfehler, der uns schon beim Gasteig teuer zu stehen gekommen ist – bloß hier nicht die Stadt, sondern der Freistaat…
Und last but not least bin ich gespannt, wie man die Akustik so hinbekommt, dass das Rumpeln der beachbarten S-Bahn ausgeschaltet wird.
… aus aktuellem Anlass: Diese Architekten sind für den neuen Münchner Konzertsaal im Gespräch, Süddeutsche Zeitung, 19.08.2016
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ausschreibung-diese-architekten-sind-fuer-den-neuen-konzertsaal-im-gespraech-1.3127240
… Concert Hall Munich, Design competition
https://www.konzerthausmuenchen.de/projects_konzerthausmuenchen_home_e.htm
… lesenswert: Was der Konzertsaal-Streit über München verrät, Süddeutsche Zeitung, 05.02.2016
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/klassik-und-macht-was-der-konzertsaal-streit-ueber-muenchen-verraet-1.2847226
… aus aktuellem Anlass: Was München aus dem Bau der Elbphilharmonie lernen kann, Süddeutsche Zeitung, 19.11.2016
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/konzertsaal-debatte-was-muenchen-aus-dem-bau-der-elbphilharmonie-lernen-kann-1.3256963