Denken, bevor der Bagger rollt – Sattgrüne Wiesen, grasende Kühe, gekrönt von Himmelblau und im Hintergrund schneebedeckte Berge. Läutende Kuhglocken, ein blubbernder Bach – und fertig ist das Klischee der bayerischen Kulturlandschaft. Es gibt diese Landschaften. Allerdings zunehmend als Marketing-Produkt, als Teil unserer Erinnerungen oder als idealisierter Sehnsuchtsort. Denn in der Wirklichkeit ist diese Kulturlandschaft auf dem Rückzug: Gewerbegebiete fressen das Grünland, Autobahnen zerschneiden Auen, Logistikhallen drängen die Landschaften zurück. Die Vitalität der Natur und Kulturräume zieht gegen die Brachialität ökonomischer Interessen den Kürzeren. Diese Art des kulturraumfressenden Wachstums pflügt nicht nur die Landschaft um, sondern auch die Siedlungsstrukturen. Das Dorf, die Kleinstadt als typische Form der bayerischen Siedlungsstruktur wird zum Donut-Dorf: fett an den Rändern und in der Mitte ein Loch.
Am Ortsrand kommt die Umgehungsstraße, die Einfamilienhaus-Siedlung, das immergleiche Einkaufszentrum mit Discounter, Getränke-, Drogerie- und Baumarkt. Im Zentrum schließt der Bäcker, der Metzger, der Lebensmittelladen und wird durch die Spielhalle oder den Ein-Euro-Shop ersetzt. Darüber kann man lamentieren. Oder man handelt, wie es in Bayern derzeit viele Organisationen gemeinsam tun, um mit einem Volksbegehren den Flächenverbrauch per Gesetz zu reduzieren. „Betonflut eindämmen – damit Bayern Heimat bleibt“ ist der Titel und der Anspruch. Dabei geht es nicht um Schutz von Idylle, sondern darum, den Lebensraum aller vor der Zerstörung kurzfristiger Einzelinteressen zu verteidigen. Ein behutsamer und intelligenter Umgang mit unserem Boden und unserer Landschaft – das ist unser Ziel. Denken, bevor der Bagger rollt – das ist der Weg.