Paul Bickelbacher

Stadt- und Verkehrsplaner SRL, Stadtrat der Landeshauptstadt München Bündnis 90/Die Grünen

Schulen sollen so gestaltet sein, dass sie von außen einladen hinein zu gehen und innen dazu einladen da zu bleiben. Nachdem sich vermehrt der Ganztagsunterricht durchsetzt, erhält der „Wohlfühlfaktor“ einen deutlich höheren Stellenwert als zuvor. Schließlich verbringen Schülerinnen und Schüler – abgesehen von den Ferien – ähnlich viel Zeit in der Schule wie zuhause.

Schulen sind nicht nur Lernort, sondern auch Ort der Begegnung und der Gemeinschaftserlebnisse – und zunehmend Ort der Integration und der Inklusion. In vielerlei Hinsicht ist eine Schule eine kleine Stadt. Wichtig sind Überschaubarkeit, „Landmarks“, die die Orientierung erleichtern und Räume oder Bereiche, die Identität stiften. Wie im städtische Raum, belebt eine gewisse Mischung der Funktionen, der Raumgrößen und der Jahrgangsstufen das Umfeld. Das Münchner Lernhauskonzept, nach dem inzwischen in München alle Schulen gebaut werden, greift die genannten Anforderungen auf. Ein Lernhaus versteht sich als eine „kleine Schule“ innerhalb der großen Schulgemeinschaft.

Neben diesen pädagogisch motivierten Anforderungen sind ganz praktische und neue Aufgaben zu erfüllen, die durch den Ganztagsunterricht bedingt sind, nämlich Arbeitsräume für Lehrerinnen und Lehrer, Aufenthaltsräume für die Schülerinnen und Schüler, eine Mensa (die auch Veranstaltungsort sein sollte) und möglichst eine Küche, die für eine Frischkostverpflegung geeignet ist. In der rhythmisierten Ganztagsschule sollten auch viele Angebote stattfinden (z. B. das Erlernen eines Musikinstrumentes, Theatergruppe, Sport), die sonst am Nachmittag außerhalb der Schule nachgefragt werden. Frei- und Bewegungsflächen auf dem Schulhof und darüber hinaus sind unerlässlich, um den zunehmenden Bewegungsmangel unter Kindern und Jugendlichen entgegenzutreten.

Diese funktionalen Anforderungen sind unter Rahmenbedingungen umzusetzen, die angesichts der begrenzten Flächen in einer boomenden Stadt eine kompakte mehrgeschossige Bauweise nahelegen. Die Dachflächen sollten sinnvoll nutzbar sein und eine multifunktionale Nutzung für das umgebende Stadtquartier würde maßgeblich zum Flächensparen beitragen. Aus Klimaschutzgründen ist eine hochenergetische Bauweise – am besten im Passivhausstandard – geboten. Bei der Wahl der Baumaterialien schließt sich der Kreis zum „Wohlfühlfaktor“. Haptisch angenehme Materialien wie z.B. Holz sind hier die richtige Wahl.