Prof. Christiane Thalgott

Architektin, Stadtplanerin und Baubeamtin, München

Es ist eine große Kunst aus einem denkmalgeschützten, zu seiner Bauzeit in den 50er Jahren hochfunktionellen Logistikgebäude von 250.000 qm ein heutigen Ansprüchen genügendes Multifunktionsgebäude zu entwickeln. Allein schon so trockene Aufgaben wie zeitgemäßer Brandschutz, Schallschutz und Wärmeschutz haben erhebliche Eingriffe in den Bestand zur Folge und können hier, wie in allen Gebäuden aus dieser Zeit, oft das elegante harmonische Erscheinungsbild erheblich verändern wenn es an der nötigen Aufmerksamkeit fehlt.

Aber gerade an dieser Eleganz hängt – neben der positiven Erinnerung an die Nutzung- auch die hohe Wertschätzung des Gebäudes durch die Menschen, also muss sie klug bewahrt werden.

Die Investoren tun sich noch schwer mit gemischt genutzten Immobilien, sie sind viel komplizierter herzustellen und zu betreiben als monofunktionelle Gebäude, letzteres kann jeder, allerdings ist das heute weder für die Investoren noch Finanzierer oder Nutzer attraktiv.

Der Vielfalt der Nutzungen gehört die Zukunft auch im Immobiliensektor und diese Zukunft hat bereits begonnen: alle wollen gerne in „mixed used buildings“ investieren, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland. Es gibt schon sehr interessant Vorbilder für solche Umnutzungen von leer gefallenen Industriegebäuden, Parkhäusern oder Einkaufszentren, besonders in den USA aber auch ganz nah vor Ort.

Freizeitnutzungen wie Sport, aber auch Gesundheit und Fitness außerdem Unterhaltung und Bildung  sind neben unterschiedlicher Gastromonie sowie Büro- und Wohnnutzung die wichtigsten Bereiche. Der Einzelhandel hat durch  e-commerce seine Funktion wesentlich verändert: das Erlebnis, die Unterhaltung, das Sehen und Gesehen werden, der direkte menschliche Kontakt  werden gesucht, auch Beratung und Darstellung, das Kaufen ist nur noch Beiwerk.

Zum Beispiel: Musik hören und machen, dazu Instrumente erproben und in Kursen spielen lernen, kann man nicht im Netz sondern vielleicht demnächst an der „Quelle“. Oder Klettern und Bouldern am künstlichen Fels mit vielen Zuschauern und neuem Outfit regt zum Nachahmen an und zu neuer Ausstattung nach guter Beratung, an der „Quelle“.

Das ist dann auch ein Umfeld für moderne Arbeitsplätze mit offenen Arbeitszeiten und Raumkonzepten. Aber auch das Wohnen verändert sich mit Genossenschaftswohnungen oder Mikroappartements und Boardinghousekonzepten erheblich, bis zu betreutem Wohnen oder Hotels.

Manchmal ist es ganz gut, wenn Projekte eine Reifezeit haben, in der anderswo neue Konzepte für ähnliche Aufgabenstellungen erprobt werden und dann als bereits erfolgreiche Entwicklungen implementiert werden können. Es geht hier weniger um genaue Quadratmeterzahlen als um die richtige Nutzungsmischung; erfolgreiche Vorbilder gibt es, Nachahmung erlaubt.

Es braucht Phantasie, Ortskenntnis und Organisationsaufwand wie für jedes erfolgreiche Projekt, so auch für die Verwandlung des Versandhandelszentrums von Quelle in eine erfolgreiche moderne Mixed- Used- Immobilie.

Ich wünsche dem Eigentümer und der Stadt Nürnberg eine glückliche Hand bei der Umnutzung! Hier entsteht etwas ganz Neues und der Bestand, das Alte, sorgt für die Besonderheit und Einzigartigkeit.