Prof. Dr. Hubert Weiger

Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Vorsitzender BUND Naturschutz in Bayern (BN), Nürnberg

Die letzten Reste natürlicher Lebensräume und die traditionelle arten- und strukturreiche Kulturlandschaft sind heute zunehmend durch einen ungebremsten Flächenverbrauch bedroht. Der Naturschutz kämpft gegen diese Entwicklung unter anderem mit wissenschaftlich belegbaren Argumenten wie „Roten Listen“ und versucht die Einhaltung bestehender Gesetze durchzusetzen. Auf dieser Basis können Naturzerstörungen nun genau bilanziert und berechnet werden. Mit diesen Mitteln und Begriffen werden aber mittlerweile im Rahmen der Eingriffsregelung auch Straßen, Atomkraftwerke oder Flächenverbrauch „nachhaltig“ und·mit komplexen Zahlenspielereien und sogenannten Ausgleichsmaßnahmen schön gerechnet.

So wichtig die wissenschaftliche Basis durch Zahlen und Fakten ist, so wenig lässt sich die Komplexität der Natur insgesamt auf Zahlen, Gesetze oder Sonntagsreden zu ihrem Schutz reduzieren. Dabei droht das Große-Ganze verloren zu gehen. Dies gilt auch für die Schönheit von Landschaft. Während jedoch ein objektiver, nüchterner Naturschutz heute anerkannt ist, ist dies der subjektive emotionale Naturschutz nicht, obwohl die Schönheit von Natur und Landschaft auch Ziel des Bundesnaturschutzgesetzes ist. Daher ist es so wichtig, mit Bildern für die Schönheit der Landschaft zu werben und damit Verständnis für die Schutzbedürftigkeit vieler Landschaften zu wecken. Wir müssen heute mehr denn je mit der Schönheit gegen die Hässlichkeiten kämpfen. Wichtig ist dabei auch der Begriff der „Heimat“, denn dort wo die Bürger direkt betroffen sind, nehmen sie den Verlust von Schönheit oft am deutlichsten war und sind bereit, sich für die Schönheit „ihrer Landschaft“ einzusetzen.

Unsere Kulturlandschaft hat multifunktionale Aufgaben, die auf ganzer Fläche erfüllt werden müssen. Daher ist eine Integration der verschiedenen Aufgaben statt eine räumliche Trennung notwendig. Es darf also keine Entkoppelung von Erholungslandschaft und Produktionslandschaft erfolgen, sondern wir brauchen einen Anbau von Mischkulturen wie Leinöl und Getreide statt reine Maisäcker. Wir brauchen Agroforstsysteme und die Integration von Blühflächen und Hecken in die Agrarlandschaft statt Monokulturen – gerade auch in agrarischen Vorranggebieten.