Gerade in den ländlichen Räumen prägen landwirtschaftliche Gebäude das Gesicht Bayerns. Fachwerkhäuser in Franken, massive Jurahäuser im Altmühltal, Bundwerkstadel im Südosten Bayerns oder die Bauernhäuser mit ihren breiten, blumengeschmückten Balkonen im Oberland sind nur einige Beispiele der vielerorts allgegenwärtigen, bäuerlichen Baukultur. Die Bauernfamilien schaffen so bis heute Heimat.
Dabei war das Bauen auf dem Land lange von den Rohstoffen vor der Haustür und von den klimatischen Bedingungen vor Ort geprägt. Die Tatsache, dass mit den verfügbaren Materialien gebaut werden musste, führte zu einer Gestaltung, die von der Region und der Landschaft geprägt wurde und selbst zum Markenzeichen wurde. So entstand ein selbstverständliches Zusammenspiel zwischen der Kulturlandschaft sowie den Siedlungen und Dörfern, es entstanden regionale Kreisläufe und typische Baustile.
Diese Baukultur auf dem Land hat sich in ihrem Wesen lange erhalten – selbst dann noch, als sich das Antlitz und das Leben in den Städten bereits grundlegend veränderten. Clevere Konstruktionen schützten vor Wind und Wetter, geschlossene Baukörper halfen Energie zu sparen. Grundrisse oder Baustile haben das tradierte Wissen bis in die Gegenwart hinein getragen. Es wäre ein leichtes, viele Erfahrungen für die Zukunft zu nutzen.
Doch die Realität sieht vielerorts anders aus: unterschiedlichste Materialien und Stile werden vermischt. Obwohl in Bayern täglich 18 Hektar fruchtbarer Boden unter Beton und Teer verschwinden, soll das Anbindegebot im Landesentwicklungsplan weiter gelockert werden. Dörfer verlieren ihre lebendige Mitte und stattdessen entstehen neue Gewerbegebiete und Einkaufszentren. Wir brauchen Bau- und Flächennutzungskonzepte! Aber erst langsam setzt ein Umdenken ein. Kommunen arbeiten an gemeinsamen Lösungen, hier und da wird der Innenentwicklung wieder die nötige Aufmerksamkeit geschenkt und es werden brachliegende Flächen genutzt.
Auch Naturmaterialien aus der Region werden wieder beliebter. Das ist von entscheidender Bedeutung, da 50 Prozent aller in Deutschland genutzten Rohstoffe in den Bau und Betrieb von Gebäuden fließen. Holz kann dabei viele andere Produkte ersetzen, die in ihrer Herstellung sehr energieaufwändig sind, wie z.B. Stahl, Beton oder Kunststoffe.
Als nachwachender Rohstoff muss Holz heute als der Baustoff des 21. Jahrhunderts gelten. Auf den nachhaltig bewirtschafteten Flächen der 700.000 bayerischen Waldbauern wachsen jährlich rund 12 Festmeter pro Hektar nach, in Bayern ist das ein Festmeter pro Sekunde. In einer Minute wächst damit so viel Holz nach, dass man ein Einfamilienhaus daraus bauen kann.
Genau dieses vielseitige und umweltschonende Werk- und Baumaterial zeigt auch, dass nachhaltige ländliche Baukultur nicht von gestern ist. Moderne Holzkonstruktionen setzen Akzente und oft auch Qualitätsmaßstäbe für zukunftsweisendes Bauen. So kann aus den Erfahrungen der Vergangenheit ein nachhaltiges und zeitgemäßes Gesicht Bayerns entstehen.