Max Zitzelsberger

Architekt, München

Als junger Architekt in Deutschland geht man aktuell einen sehr steinigen Weg. Es gibt nicht viele, die das anders sehen. Es wäre so einfach an dieser Stelle über die Vergabepraxis zu wettern. Denn in der Tat ist da ein Verbesserungsbedarf anzumelden. Dennoch ist die Vergabepraxis nicht die einzige und auch nicht die unüberwindbarste Hürde. Der eigentliche Grund, warum man sich als junger Gestalter der baulichen Umwelt so schwer tut, liegt viel tiefer.
Mittlerweile kann ich einige Anfragen sowohl von privaten als auch von öffentlichen Bauherren verzeichnen. Für die meisten Aufgaben bin ich jedoch nicht der geeignete Mann. Die allgemeine Vorstellung des Bauens, so scheint es mir, beschäftigt sich zu gerne mit der Technik. Da wird schon beim ersten Termin die Heizung angesprochen, eine künstliche Lüftungsanlage oder die Dichtigkeit der Fenster. Dann besteht oft von meiner Seite aus noch die Hoffnung, dass sich das Gesprächsthema in den anderen Sitzungen ändern wird. Doch weit gefehlt. Für viele Bauherren bleibt die technische Ausstattung das relevante Thema. Über „Architektur“ wollen wirklich nur ganz wenige sprechen. Und das sind dann am Ende auch meine Bauherren.

Baukultur lebt von Innovation und nicht von Wiederholung und Stillstand. Dennoch wollen viele Bauherren gar nicht architektonisch, sondern technisch innovativ sein.

Ihnen fehlt nicht der Mut, sondern das Interesse. Die Liebe zum Technischen, Faktischen und damit auch Berechenbaren scheint mir im internationalen Vergleich schon ein spezifisch deutsches Problem zu sein.
Auf der einen Seite bedarf es sicher des politischen Willens und auch geeigneter Rahmenbedingungen, um dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Auf der anderen Seite braucht es einen Kulturwandel, um dieses Denkmodell technischer Pedanterie endlich zu durchbrechen.