Jan-Henrik Hafke

Architekt, Frankfurt a. M.

Es fehlt an Mut – sowohl auf Bauherrenseite als auch auf Seiten der jungen und künftigen Architekten. Anders ist es nicht zu erklären, das in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs die neue Generation von Architekten lange gesucht werden muss.

Wann, wenn nicht jetzt, wäre die richtige Gelegenheit sich selbstständig zu machen und freischaffend zu arbeiten? Aber warum gibt es so wenige junge Architekten, die diesen Schritt wagen? Ist etwa der Weg zum eigenen Werk zu beschwerlich? Wie auch immer – die fehlende Bereitschaft zur freischaffenden Tätigkeit einer jungen Generation, der Sicherheit wichtiger als vieles andere ist, alarmiert. Der Mut, zugunsten der Selbständigkeit und des eigenen Werkes ein Risiko einzugehen, ist häufig nicht vorhanden. Es fehlt an Leidenschaft und Unternehmergeist.

Auch bei der Bauherrschaft also fehlt der Mut: Kaum einer vertraut dem jungen Architekten einen großen und komplexen Auftrag an: Fehlendes Vertrauen in die junge Architektengeneration, die in der Vergabepraxis oftmals geforderten, überzogenen Eignungskriterien erschweren jungen Architektinnen den Marktzugang. Zu groß ist auch bei den Handelnden das Sicherheitsdenken beziehungsweise die Angst, für ein Scheitern Verantwortung tragen zu müssen. Sowohl die politische Kultur als auch die gesellschaftliche Stimmung sind geprägt durch die Gefälligkeit des Gewohnten und von Angst, Fehler zu machen.

Doch warum ist das so? Ein Blick in andere Branchen zeigt doch: Junge Fachkräfte beziehungsweise Führungskräfte sind gefragt, ihre Qualifikationen nutzen den Branchen zur Weiterentwicklung. Vertrauen in die „Jugend“ ist hierbei oftmals kein Problem, vielmehr wird den Jungen nicht zuletzt durch eine gute Ausbildung am „Puls der Zeit“ die Umsetzung von neuen Strategien, Arbeitsweisen oder Techniken zugetraut. Ich jedenfalls vertraue dem Oberarzt ebenso wie dem Chefarzt und steige bedenkenlos in ein Flugzeug mit jungem Piloten – sofern dieser den Mut aufbringt zu fliegen.