Stefan Schlicht

Architekt, Schweinfurt

Man könnte nun näher auf die neue Vergabeordnung eingehen, deren Inhalte und Veränderungen zum bis zuletzt gültigen VOF-Verfahren vergleichen. Wir werden unter anderem feststellen, dass für jüngere und kleinere Büros die eine oder andere Verbesserungen hinsichtlich des gleichberechtigten Zugangs zu den Vergabeverfahren erzielt werden konnte. Dennoch werden wir an dieser Stelle allein damit nicht weiter kommen.

So lassen Sie uns neugierig sein, wie die Vergabeordnung künftig von öffentlichen Auftraggebern bis auf die Ebene der Gemeinden angewendet wird. Für junge Architekten und junge Büros gilt es, weitere Wege und individuelle Lösungsansätze zu suchen. Was können junge Architekten für sich selbst tun?

Vielleicht auch ein persönlicher Erfahrungsbericht. Beginnend mit der Ausbildung an der Hochschule. Reflektiert man sich als junger Absolvent im Beruf, so wird man größtenteils feststellen, dass die vergangenen Jahre der Ausbildung wenig praxisbezogen gewesen sind. Je nach eigenem Vorlieben steht der Entwurf doch sehr im Vordergrund, Basiswissen bleibt größtenteils auf der Strecke. Man hat dies im Studium gar nicht so wahrgenommen. Im Berufsleben angekommen fühlt man sich mitunter doch sehr unsicher im geforderten Leistungsspektrums des so geliebten und erlernten Berufes.

Prägend für die eigene Zukunft sind vielleicht auch die ersten Anlaufstellen, die ersten Berufserfahrungen. Soll es ein großes, ein bekanntes Büro mit einer Struktur untergliedert nach Aufgabengebieten sein? Es besteht die Gefahr in einer Leistungsphase hängen zu bleiben, sich nach Jahren umzudrehen und festzustellen, dass einem im Decken- oder Fliesenspiegel zeichnen so schnell keiner etwas vormachen kann. Hat man Glück, landet man in einem anderen Aufgabengebiet, entwickelt beispielsweise Konzepte mit, ist an der Entscheidungsfindung beteiligt oder erhält zumindest einen bereichernden Einblick.

Vielleicht wagt man die ersten Schritte in einem kleineren Büro, einer Struktur mit der Möglichkeit, alle Leistungsbereiche des Architektendaseins kennenzulernen. Sich in den einzelnen Projektphasen mit erfahrenen Kollegen auszutauschen, den Bauherren, die Entscheidungsträger bei den Regierungen und Landratsämtern, Mitarbeiter in den Kommunen, ja, so wichtige Ansprechpartner persönlich kennen zu lernen und gemeinsam ein Projekt voranzubringen. Und nicht zuletzt die Handwerksbetriebe, sich auch hier gegenseitig auszutauschen und voneinander zu lernen. All dies ist im Hinblick auf eine eigens angestrebte Selbständigkeit von unschätzbarem Wert. Persönlich konnte ich alle diese Erfahrungen geniessen, wofür ich sehr dankbar bin.

Das Netzwerk aus den ersten Jahren der Berufserfahrung erschien wertvoll und so wagt man den Schritt. Ein eigenes Büro. Und jetzt? Begonnen hat es mit dem festen Vorsatz, dem Bauherren offen zu begegnen, ihm zuzuhören, Vertrauen zu gewinnen, Wünsche und Gewohnheiten zu respektieren und einen gemeinsamen Weg zu gehen. Ein Weg, der dem Bauherren oftmals ungewohnt und neu vorkommt.

Bezugnehmend auf das Thema „Bauen mit jungen Architekten“ ist das genau die Chance für die Auftraggeber. Die Kolleginnen und Kollegen sind mutig und kreativ, innovativ und engagiert, experimentierfreudig und leidenschaftlich, leider oftmals zu Lasten der Wirtschaftlichkeit ihrer eigenen Büros.

Die junge Generation steht für das Miteinander, die gegenseitige Wertschätzung. Wir als Architekten bauen für die Menschen, für die Nutzer und nicht für uns selbst. Unsere Aufgabe ist es, in die „richtige“ Richtung zu lenken, ohne Qualität und Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren, verbunden mit der Hoffnung, zusammen mit dem Bauherren einen individuellen Beitrag zur Baukultur zu leisten. Beginnt dies bereits mit der kleinsten Bauaufgabe, führt es vielleicht, wenn es an der Zeit ist, zu Bauaufgaben, von denen man anfangs vielleicht träumt, jedoch nicht erwartet.

Ein letzter Wunsch an die Entscheidungsträger und Auftraggeber. Von den Obersten Baubehörden, die Bezirksregierungen bis zu den staatlichen Bauämtern. Sie haben die Möglichkeit in den Kommunen für die jungen Büros zu werben, im direkten Kontakt zu den kommunalen Entscheidungsträgern. Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern von den Qualitäten und dem Potential zu überzeugen, Mut zu geben, neue Wege zu gehen. Vor allem Vertrauen zu schenken. Sie werden es zurückbekommen.