Daniel Czechowski und Peter Wich

Landschaftsarchitekten, München

Die Großstadt ist nicht mehr modern, sagte Frank Lloyd Wright schon 1923. Recht hatte er, sagen wir heute. Der räumliche Ausdruck unserer heutigen (post)modernen und ausdifferenzierten Gesellschaft sind die urbanen Landschaften mit ihren Infrastrukturen, Gewerbe- und Logistikzentren und Einfamilienhausgebieten.

In urbanen Landschaften wird zwar gewohnt, gearbeitet und sich ständig fortbewegt, doch ist dieses Raumbild auch in den Köpfen der Menschen? Vorherrschend ist immer noch das Bild des klaren Stadt-Land-Gegensatzes mit kompakten Städten und idyllischer Kulturlandschaft. Dass sich mittlerweile zumindest Architekten und Planer diesem neuen Raumtyp zuwenden, ist ein wesentlicher Beitrag von Thomas Sieverts, der dazu aufrief, die Zwischenstadt zu akzeptieren und auch forderte, sie zu qualifizieren.

Aber was ist bisher geschehen? Einige lehnen sich in einer postmodernen Nonchalance zurück und fordern eine ‚Amnestie für die gebaute Realität’, da man sowieso nichts ändern kann, oder möchten eher auf der Welle surfen und die anstehenden gesellschaftlichen Bedürfnisse bedienen. Andere wiederum sind vorsichtiger und sehen aus Respekt zur pluralistisch-demokratischen Gesellschaft nur im perspektivischen Inkrementalismus eine Chance, wenigstens die wesentlichen Planungsziele schrittweise durchzusetzen.

Diese Minimalziele spiegeln sich beispielsweise in abstrakten Flächennutzungs- und Grünordnungsplänen wider, in denen weder eine räumliche Gesamtidee, noch spezifische örtliche Situationen eine Rolle zu spielen scheinen. Stattdessen lassen sie den Bauinvestoren freie Hand und fördern die Funktionstrennung und Belanglosigkeiten in den urbanen Landschaften.

Schritte in eine andere Richtung hat die Landeshauptstadt München im Rahmen der Langfristigen Siedlungsentwicklung zum Beispiel mit dem Gutachten zum nordöstlichen Stadtrand getan. Die Landschaft droht ansonsten immer weiter in vermeintlich schöne und hässliche Teile zu zerfallen, in landschaftliche ‚Vorranggebiete’, die geschützt und nahezu heilig gesprochen werden und in ‚vorbelastete’ Gebiete, die immer mehr sogenannte Belastungen, beispielsweise weitere Infrastrukturen aufnehmen müssen.

Hilft es, den Menschen diese Landschaften gegebenenfalls durch Interventionen näher zu bringen, ihre Wahrnehmbarkeit zu erhöhen? Oder kann man in urbanen Landschaften etwas mehr wagen, indem neue Ideen zur Ausformulierung von Siedlungs- oder Infrastrukturrändern oder neue Gebäude- und Freiraumtypen entwickelt werden. Anstatt einer Trennung können die notwendigen Funktionen auch mit den Qualitäten der Landschaft zusammengebracht werden. Dazu lassen sich Impulse aus der Historie und den spezifischen Eigenarten vor Ort mit den aktuellen gesellschaftlichen Prozessen zu neuen Konzepten verbinden.

Vielleicht ist da eine unbekümmerte, aber klare entwerferische Perspektive hilfreich?