Prof. Hans-Peter Achatzi

Architekt, Berlin

Planungsaufträge werden im Direktauftrag, in einem Verhandlungsverfahren ohne Lösungsvorschläge oder in konkurrierenden Verfahren mit mehreren Entwürfe vergeben. Bei allen Verfahren können gute Gebäude entstehen – und schlechtere. Ein Direktauftrag selbst an die renommiertesten Architekten bietet zwar die Chance einen guten Entwurf zu erlangen – aber keine Sicherheit. Bei der Auswahl von Architekten in einem reinen Verhandlungsverfahren habe ich zwar einen Planungspartner – doch noch lange keinen Entwurf – erst recht keinen abgestimmten Entwurf. Und was ist wenn der Planungspartner in der anschließenden Planungsphase gerade eine schlechte Phase hat, vielleicht kein Zugang zu dem Thema findet oder mit seinem Büro anderweitig stark eingespannt ist? Und wie will der Auslober die Qualität des Entwurfes beurteilen ohne den Vergleich zu anderen Konzepten zu haben? Wie werden die Behörden und weiteren Planungspartner in die Entwicklung und Abstimmung insbesondere des Vorentwurfs einbezogen? Wie lange dauert das und wann liegt ein gutes und abgestimmtes Konzept vor? Alles unklar!

Dahingegen ist eine hohen Entwurfsqualität garantiert wenn: Die Vergabe der Planung aus der Diskussion mehrerer Entwürfe im Vergleich erfolgt. Die Auswahl durch ein fachlich fundiertes Gremium in ausführlicher Diskussion in einem gemeinsamen Erkenntnis – und Meinungsbildungsprozess vorgenommen wird. Die Aufgabenstellung zuvor sorgfältig und angemessen detailliert erarbeitet und abgestimmt wurde – das trifft für jede Vergabe von Planungsleistungen zu – nur beim Wettbewerb geht es nicht ohne.

Es gibt Wettbewerbsverfahren bei denen die Aufgabenstellung unklar, widersprüchlich und unabgestimmt ist. Meist ist dann auch das Preisgericht nicht angemessen besetzt. Diese Fehler werden gemacht – allerdings gibt es natürlich eine Unzahl von gravierenden Fehlern bei Direktvergaben von Planungsaufträgen – dann ist es jedoch nicht transparent und es spricht kaum einer darüber.

Klar sind Preisgerichtsentscheidungen nicht vollkommen objektiv – doch welche Entscheidung ist das? Bei einem Direktauftrag und auch bei einem Verhandlungsverfahren ohne Lösungsvorschläge ist sie grundlegend diffuser und subjektiver.

Grundsätzlich bietet der offene, zweiphasige Wettbewerb bei den meisten Projekten die besten Voraussetzungen für den Auftraggeber. Die Notwendigkeit einer Auswahl der Teilnehmer – nach Eignungskriterien wie Zahl der Mitarbeiter, nach Beurteilung von oder nach Los – entfällt. Damit entfällt auch ein erhebliches Rechtsrisiko. Derzeit werden mehr und mehr offene Verfahren durchgeführt. Sobald die interessierten Büros eine Auswahl zwischen mehreren offenen Wettbewerben haben, nehmen sie eher an Verfahren in ihrer Region teil – eine Chance zur Stärkung der regionalen Architektur unter Wahrung des Diskriminierungsverbots der EU-Richtlinien (bei öffentlichen AGs). Die Angst vor den großen Teilnehmerzahlen ist bis auf herausragend prominente Projekte unbegründet. Sie gehen mit der Menge offener Wettbewerbe zurück – so haben nur 58 Teilnehmer am Wettbewerb für das Stadtarchiv in Greifswald mitgemacht. Die Vergabe erfolgt allein anhand der Qualitäten des konkreten Entwurf für die Aufgabe
Das Verfahren sichert die größtmögliche Offenheit und Vielfalt der Entwürfe – und damit eine gute Grundlage zur differenzierten Meinungsbildung und Entscheidung im Preisgericht.

Und auch für uns Architekten bietet der offene Planungswettbewerb in 2 Phasen Vorteile – wenn er richtig gemacht ist. Zugang zu den Verfahren ohne vorherigen Teilnahmewettbewerb – man muss also nicht erst 5 Schulen gebaut haben um teilnehmen zu können. Er bietet damit auch Zugang für alle ArchitektInnen und Architekten – allein die Entwurfsqualität entscheidet. Und bei einer hohen Zahl offener Wettbewerbe können sich die Büros für den Wettbewerb in der eigenen Region beziehungsweise der eigenen Spezialisierung entscheiden. Die Leistungen für die erste Phase sollten auf das mindestmögliche Maß reduziert werden – ja, das ist immer noch viel Arbeit – doch überwiegen die Vorteile.

In allen kreativen Berufen hat man nur mit konkreten Vorschlägen im Wettbewerb Erfolg – sei es als Werbeagentur, als Musiker oder Bildhauer. Und jedem Büro ist die Teilnahme an einem fairen Wettbewerb lieber als ein weniger transparentes Verhandlungsverfahren oder ein Direktauftrag an ein anderes Büro.